September

Ein Fest für die Augen! – Porträt einer jungen Dame von Sarah Lane, um 1830

Zu sehen ist eine schöne junge Dame mit rötlich-blondem Haar, die über ihre rechte Schulter hinweg, weit am Betrachter vorbei, verträumt in die Ferne blickt. Sie trägt keine zeitgenössische Kleidung, sondern ist in antikisierender Gewandung in leichten Pastellfarben wiedergegeben. Mit diesem Kniff versieht die Künstlerin das Porträt mit einer gewissen Zeitlosigkeit und überhöht die Dargestellte zu einem Ideal an Schönheit. Zusammen mit den perlenbesetzten Bändern, die ihr Haar und den dem Betrachter zugewendeten Ärmel schmücken, und den nur leicht zusammengefassten, herunterfallenden Locken, wirkt die Dargestellte fast wie eine antike Göttin. Dass die junge Dame zwar im Haar und an der Kleidung Schmuck trägt, jedoch weder Kette noch Ohrringe, die man als Statussymbole hätte verstehen können, mag auf eine Zugehörigkeit zur mittleren Gesellschaftsschicht hindeuten. Die Intimität des Porträts lässt zudem vermuten, dass sich Künstlerin und Modell auch privat nahestanden.

Schöpferin des sehr feinen Aquarells ist eine Malerin aus Großbritannien: Sarah Lane. Über ihr Leben ist bisher eher wenig bekannt – kein Wunder, denn im 19. Jahrhundert war das professionelle Malen in weiten Teilen Europas noch immer eher Männersache. Frauen wurden dagegen dazu erzogen, privat für sich und zur Unterhaltung von Familie und Freunden zu Malen, zu Singen oder zu Musizieren. Diese Tätigkeiten sollten neben handwerklichen Fähigkeiten dazu dienen, den Charakter zu bilden und die Ausführende für das andere Geschlecht interessant zu machen. Sarah Lane kann immerhin zwischen 1843 und 1872 in London und Brighton in East Sussex als Künstlerin nachgewiesen werden, wo man sie vor allem für ihre Porträts in Miniaturformat schätzte.

Literatur zur Künstlerin: AKL online; Wood, 1978 (Repr. 1991); Johnson I, 1975; Stewart/Cutten, 1997. D.Millar, The Victorian watercolours and drawings in the Coll. of Her Majesty The Queen (K), I, Lo. 1995.

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